Teufelszeug

Originaltitel:
Horns
Autor:
Joe Hill
Genre:
Horror
Umfang:
500 Seiten
Release:
11.10.2011
Verlag:
Heyne

Seit jeher hat Stephen King im belletristischen Horror eine dominante Position inne. Dass auch seine Ehefrau und seine drei Kinder Bücher schreiben, gerät da schnell in Vergessenheit. Der erfolgreichste Autor unter ihnen ist Joe Hill. Nicht nur kommt er dem Schreibstil seines Vaters erstaunlich nahe, auch vermeidet er einige stilistische Mankos, die Stephen King nachgesagt werden.

Teufelszeug ist aus dem Jahre 2011 – warum sollten wir es also gerade jetzt rezensieren? Vor nicht allzu langer Zeit wurde die Verfilmung „Horns“ in Deutschland veröffentlich. Es soll also nicht nur das Buch bewertet, sondern auch ein Vergleich zum Film gemacht werden.

Die Geschichte um den verzweifelten Ignatius, der, zwölf Monate nachdem seine Freundin getötet wurde, völlig verzweifelt ist und unter Verdacht steht, bleibt über weite Strecken düster. Alkoholismus, Verwahrlosung und Verbitterung sind die Themen, die sich konstant durch die Handlung ziehen.

Ig wacht nach einer durchgesoffenen Nacht auf und merkt, dass ihm Hörner gewachsen sind. Völlig verstört fährt er durch die Stadt und bittet um Hilfe, doch niemand scheint seine Veränderung zu bemerken. Jeder der mit ihm redet, verfällt dafür in einen tranceartigen Zustand, in dem er Ig alle verwerflichen Dinge gesteht, die er tun möchte. Das ist mal lustig, wenn sein ihn behandelnder Arzt von den Medikamenten faselt, die er sich am liebsten selbst in hohen Dosen verabreicht. Dann wird es wieder bitter, wenn seine ganze Familie ihm freimütig gesteht, dass sie ihn verabscheut. Eher zufällig findet er dann eine Spur zu dem Mörder seiner Freundin. Mit seiner neuen Gabe durchschlägt er ein Geflecht aus Lügen, dass sich in seiner Kleinstadt festgesetzt hat.

Viel mehr soll nicht über die Handlung erzählt werden, hierin liegt nämlich eine Besonderheit des Buches; Die Auflösung des Mordes wird sehr früh vorweggenommen. Erst dann widmet sich Hill seinen Figuren und seziert sie, die Guten wie die Bösen. Das Motiv des Mörders wird in allen Einzelheiten aufgezogen, und man wird weniger von der Tat selbst, als von der kalten Psyche dieses völlig kaputten Charakters erschüttert.
Doch auch sonst wirkt die von Hill kreierte Welt lebendig. Jeder Charakter ist glaubwürdig, auch, wenn er von seinen gemeinsten Wünschen und Phantasien erzählt. Somit versteht es der Autor vorzüglich, alleine mit seinen Figuren Spannung zu erzeugen.

Für Horrorfans gibt es eine unbedingte Leseempfehlung. Auch wenn Hills Schilderungen ruhig sind, hält er die Spannung fast durchgängig aufrecht. Das ist seinem Vater in vielen Büchern nicht gelungen. Dieses gruselige Spiel mit markanten Charakteren lässt sich nicht anders beschreiben als sehr guter Horror. Der Film wiederum hat einige überflüssige Passagen des Buches gestrichen und ein paar sehr gute Szenen hinzugefügt, die auch den Roman verbessert hätten. Dafür kommt eben lange nicht der psychologische Horror zur Geltung wie in der Vorlage.

Es ist also letzten Endes eine Frage der Priorität. Wenn man einen Film gucken möchte, greift man zu „Horns“, wenn man ein Buch lesen will, zu Teufelszeug. Ich habe beide Medien nacheinander geniessen können – sowohl der Film, als auch seine literarische Vorlage sind durchweg gelungen!