Review
Der Küstenstaat Oregon in Nordamerika mit seiner vielseitigen Landschaft ist wie gemacht für düstere Sagen. Hier sind schneebedeckte Berggipfel, nebelbedeckte Seen und lichte Nadelwälder an ein und dem selben Ort zu bewundern. In diese malerische Kulisse wurde von Regisseur Scott Cooper (Black Mass, Feinde – Hostiles) der Creature-Schocker Antlers eingebettet, der auf Nick Antosca’s Kurzgeschichte The Quiet Boy: A Short Horror Story basiert und in Kürze in den deutschen Kinos startet.
Produziert hat niemand geringeres als Oscar®-Gewinner Guillermo Del Toro, der Kopf hinter Pans Labyrinth, Shape of Water und Scary Stories to Tell in the Dark. Ein Garant für fiese Kreaturen, die für die Menschheit nichts Gutes bedeuten. In diesem Fall erwartet den Zuschauer ein dämonisches Monster mit Geweih (das deutsche Wort für „Antlers“), das – so heißt es in dem Film – einem uralten Mythos entstammt.
Antlers handelt von einem Jungen (Jeremy T. Thomas), der in seiner Schule neuerdings durch Zeichnungen von blutigen Kreaturen und sterbenden Menschen auffällt. Als seine Lehrerin (Keri Russell) versucht, dem Jungen zu helfen, kommt sie langsam aber sicher hinter das Geheimnis, das er bei sich zu Hause versteckt hält.
Der Film wurde in perfekten Bildern gedreht, jedes davon könnte ein eigenes Gemälde darstellen. Die Dramaturgie baut sich sehr ruhig, aber nicht langsam auf. Der Spannungsbogen wird dabei passend von dem Soundtrack begleitet, der den Zuschauer mit seinem mysteriös-abenteuerlichen Sound glauben lässt, er würde selbst in diesem Grusel-Krimi nach einer Antwort suchen. Im Finale geht es dann jedoch etwas zu schnell und einzelne Sequenzen folgen zusammenhanglos aufeinander, hier hätte das Drehbuch meiner Meinung nach ausgebessert werden können.
Die tollen Bilder in Antlers behalten auch bei der Darstellung der dämonischen Kreatur ihre hohe Qualität, was den Film zu einem wahren Genuss macht. CGI wird nur unterstützend eingesetzt, was in keiner Sekunde negativ auffällt. Alles wirkt sehr plastisch und real. Ein großer Vorteil, den Antlers gegenüber anderen Mythologie-Verfilmungen mit weniger Budget hat, denn CGI-Monster können einfach nicht richtig schocken.
In Sachen Splatter hält Antlers sich zurück, was meiner Meinung nach für einen Kriminalfilm eine gute Entscheidung ist. Allerdings hat die Requisite beeindruckende Arbeit beim Gore geleistet. Während der 99 Minuten Spielzeit häufen sich so einige krasse Leichen, beziehungsweise das, was von denen übrig bleibt. Und zum Ende des Films bekommen wir sogar noch einen Hauch von Cronenberg’scher Unterhaltung geboten.
FAZIT
Antlers ist ein visuell beeindruckend gedrehter Horror-Krimi, der mit dem besten Creature-Design auftrumpfen kann, das man seit langem zu sehen bekommen hat. Die Story ist kurzweilig, wenn auch zum Ende hin etwas zu plump. Die zum Film passende Kulisse und die gut gecasteten Darsteller sorgen dafür, dass man der Story über Mythen und Fabeln das nötige Glauben schenkt.