Review
Mit Hellstone liefert der deutsche Nachwuchsregisseur Andreas Tom nach dem First Person Horrorfilm FPS seinen ersten „richtigen“ Spielfilm ab und begibt sich dabei in ein an Tanz der Teufel erinnerndes Szenario. Ein junger Mann, der sich, ohne es zu wollen, in einen Kampf gegen die finstere Welt der Dämonen begibt. Die Nähe zu Sam Raimis Klassiker wird nicht nur inhaltlich deutlich, sondern auch stilistisch – sei es das Szenenbild, die Kamera oder die Nachbearbeitung. Durch den gesamten Film zieht sich ein 80er Jahre Charme, was mit einem blauen VHS-Screen Screen am Anfang des Films beginnt und mit einem portablen Kassettenspieler zur Musikuntermalung am Ende sein finale findet.
In der ersten Stunde des 88 Minuten langen Films stellt sich die Dramaturgie als größte Schwäche von Hellstone heraus. Das liegt hauptsächlich an der Erzählweise, die deutlich mehr Tempo und Ideenreichtum vertragen könnte, aber auch an der leicht tölpelhaft anmutenden Darstellung der Diener des Bösen.
Doch wer die Zeit übersteht, wird belohnt. Denn Hellstone hält in seinem letzten Drittel noch einige Schmankerl parat. Denn dann beginnt der Splatterfilm, das, was man bei einem Andreas Tom Film trotz seiner jungen Laufbahn erwartet. Und hier sticht sofort die liebevolle Inszenierung der Gewaltszenen hervor: Da wird zum Beispiel vom Kameramann draufgehalten, wenn einem am Boden liegenden Mann der Schädel mit einem Hammer eingeschlagen wird und das Blut keinen anderen Weg findet, als aus der Nase zu schießen. Oder da findet die Kettensäge einen passenden Eingang in den menschlichen Körper und in einer zelebrierenden Schnittfolge wird gezeigt, wie der Bediener der Kettensäge mit aus dem Körper austretenden Blut berieselt wird. Natürlich alles in B-Movie Qualität, aber dennoch wunderbar.
Und dann ist da noch der Cerberus. Ein der Legende nach dreiköpfiger Höllenhund, der in Hellstone frei interpretiert bereits zwei abgeschlagene Köpfe hat und mit seinem letzten Kopf für Angst und Schrecken sorgt. Für mich der Inbegriff der Kreativität und des Herzbluts der Crew hinter diesem Film.
Zum Finale des Films hat sich der Protagonist in seiner Rolle eingelebt und ist bereit zu töten. Für seinen finalen Kampf legt er Beethovens 9. Sinfonie in den tragbaren Kassettenspieler ein, man fühlt sich an Clockwork Orange erinnert. Der Soundtrack ist unterhaltsam und das Sound-Design macht insgesamt ziemlich viel her, nur teilweise sind Stimmen etwas schwer verständlich. Offenbar haben im Universum von Hellstone im Reich der Toten alle eine Boss-Endgegner-Stimme.
Zusammenfassend ist Hellstone ein derber Splatterfilm, der sich selbst in keine Schranken weisen will und zeigt, was gezeigt werden muss. Die handgemachten Effekte und das coole Creature Design stechen besonders hervor. Die schwache Handlung zu Beginn des Films schmählert allerdings die Unterhaltung und stellt sich als Hürde dar, die es zu überwinden gilt.