Review
„Der erste deutsche Spielfilm, den Netflix exklusiv heraus bringt.“ Bei so einem Etikett dürfte man der Hoffnung verfallen, dass Regisseur und Autor Thomas Sieben mit seinem Thriller Kidnapping Stella unsere hiesige Genrelandschaft eindrucksvoll repräsentiert und die internationale Netflix-Anhängerschaft dazu verleitet, mehr deutsche Produktionen zu verlangen. Baran bo Odar und Jantje Friese, beides begnadete deutsche Autoren und Filmemacher, haben dies mit ihrer Netflix Original Serie Dark zum Beispiel auch geschafft. Die zweite Staffel startete gerade erst bei dem Streamingdienst.
So ansprechend die Geschichte von Kidnapping Stella in den ersten 15 Minuten, in denen kein Wort gesprochen und der Zuschauer nur durch Bilder in das Vorgehen der Kidnapper eingeweiht wird, auch ist – so rapide fällt die Unterhaltung ab, als die Protagonisten dann doch beginnen sich verständigen zu müssen. Denn hier offenbart sich, wie nebensächlich der tatsächliche Plot des Films ist und wie Ideenlos der Drehbuchautor gewesen sein muss. Kidnapping Stella kommt daher, wie eine Neuerzählung etlicher Entführungsfilme, wobei die zwischenmenschlichen Machtspielchen dabei weniger gekonnt als holprig in Szene gesetzt wurden. Der Twist, der den Zuschauer nach der Hälfte des Films erwartet, kommt zwar unerwartet und weiß zu unterhalten, kann jedoch auch nicht mehr viel retten in dem Wirrwarr, das man zuvor und daraufhin ertragen musste.
Schleppend schafft es die Dramaturgie dann irgendwie doch noch, dass man mit einzelnen Charakteren mitfühlt. Vielleicht ist dies dem Schauspieltalent von Clemens Schick und Jella Haase verdankt, während Max von der Groeben eher eine schwache Leistung abliefert und seltsam schwer zu verstehen ist. So kann man zum Showdown des Films sogar auf etwas Spannung hoffen und – wenn man von kleineren Unschönheiten im Drehbuch absieht – bekommt ein kreatives und irgendwie ziemlich cooles Happy End geliefert.